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Was bleibt von Trends?

„The trend is your friend“, heißt es an der Börse. Findige Investoren leiten aus solchen Glaubenssätzen ganze Anlagephilosophien ab, bauen Strategien und Produkte darauf auf. Oftmals verirren sich Anleger in den Trendlabyrinthen. Dabei verlieren sie den einen echten Trend aus den Augen.

Trends gibt es überall. An der Börse und in der Gesellschaft, in der Bundesligatabelle und in der Mode. Die Börsenweisheit vom freundlichen Trend bezieht sich auf die Börsentrends. Sie basiert auf folgender Annahme: Es ist wahrscheinlicher, dass sich ein Kurstrend fortsetzt, als dass er bricht. Steigen die Kurse einer Aktie, die Stände von Indizes oder die Preise für Edelmetalle also seit längerem, ist es wahrscheinlich, dass sie noch eine Weile steigen. Die Ausprägung dieser Theorie findet sich in der Chartanalyse. Hier werden Daten genutzt, um Trends sichtbar zu machen.

Kurz-, mittel- und langfristig, auf-, seit- und abwärts können Trendlinien verlaufen. Sie können von den realen Kursen getestet werden. Sie können widerstandsfähig sein oder durchbrochen werden. Man zeichnet also mit Daten der Vergangenheit ein Bild der Zukunft. Das ist kein schlechtes Vorgehen. Ihm fehlt zunächst nur jede Logik.

Warum sollte sich ein Marktpreis daran orientieren, was in einem Chart als Linie abgetragen ist? Weshalb sollte ein Goldkäufer den Preis an Punkten und Strichen festmachen, wenn die Bank als Verkäufer einfach einen Preis nach Angebot und Nachfrage stellt? Warum sollte eine VW-Aktie steigen, weil ein Chartanalyst eine sehr alte und sehr lange Linie in einen Chart gemalt hat?

Wenn Linien plötzlich an Bedeutung gewinnen

So langsam nähern wir uns einer inneren Logik von Trends und ihren Linien. Charts werden nur innerhalb einer bestimmten Community betrachtet. Von Menschen, die professionell oder semiprofessionell an der Börse unterwegs sind. Das sind selbst bei einer weltweiten Betrachtung nur ein paar zehntausend. Nehmen diese zu einem gewissen Anteil Charts als eine primäre oder zumindest sekundäre, unterstützende Information, gewinnen die Linien plötzlich an Bedeutung. Wenn viele daran glauben, wird aus einer einfachen Linie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Zukunft hängt vom Handeln der Unternehmen ab

Nähert sich also ein Kurs auf einem Chart seiner Trendlinie von oben, kann es sein, dass ausreichend viele Händler annehmen, dass jetzt die untere Grenze erreicht ist. Daher platzieren sie wieder Kauforders. Der Kurs steigt. Die Charttechnik hatte recht.

Ganz grundsätzlich ist aber eine Linie nie in der Lage, die Zukunft zu bestimmen. Diese wird immer noch vom Handeln der Unternehmen bestimmt, von der Weisheit und Durchsetzungsfähigkeit ihres Managements. Verliert ein Unternehmen mit seinen Produkten den Anschluss, nützt die schönste Aufwärtstrendlinie nichts. Dem Charttechniker ist das egal. Er würde den Absturz dann umdeuten in einen Trendwechsel und eine schöne Abwärtstrendlinie einzeichnen. Die hält dann wieder so lange, bis das Unternehmen sich fängt oder vom Markt verschwindet.

Schlüsse aus den Daten ziehen

Für Trader ist Charttechnik also schön und gut, langfristige Anleger dagegen sollten nicht auf Trendlinien achten. Dabei ist es durchaus statthaft, Erwartungen für die Zukunft, auch für die Börsenzukunft, aus der Vergangenheit abzuleiten. Dies muss allerdings auf Basis einer wesentlich inhaltsreicheren Analyse geschehen als nur des Kursverlaufes. Die fundamentalen Daten der Unternehmen bieten tatsächlich den Stoff, aus dem die Zukunft gebaut wird. Diese Daten zu lesen und daraus Schlüsse zu ziehen, ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen, die durchaus aufwändig zu betreiben ist, die sich aber lohnt.

Einen Trend gibt es seit Jahrzehnten zu beobachten: Unternehmen wollen Geld verdienen. Sie schaffen das in unterschiedlichen Ausprägungen über alle Krisen hinweg. Wer in Unternehmen investiert, wird also Geld verdienen. Es ist keine Kunst, diesen einen Trend aus den Charts abzuleiten: Der Aktienmarkt bietet allen Krisen zum Trotz immer eine gute Rendite. Die richtigen Aktien zu finden und zu bündeln, um Risiken zu streuen und zumindest teilweise gegen Abstürze gesichert zu sein, das ist die Kunst.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Uwe Zimmer. Er ist Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Willich.