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Kunstvolle Portfolios

Anleger, die ein breit aufgestelltes Portfolio haben, müssen sich seit einiger Zeit damit auseinandersetzen, dass „Long-Only Produkte“ bei dem Auf und Ab der Märkte entweder nicht die gewünschte Renditen in einer Hausse erzielen oder zu hohe Verluste in Schwächephasen ausweisen.

Die Tatsache, dass es für die drei Billionen Euro, die in Deutschland auf Festgeld-, Spar- und Tagesgeldkonten liegen, praktisch keine Verzinsung gibt, trägt ebenfalls nicht zur Freude der Investoren bei. Daher lohnt manchmal ein Blick auf sogenannte Alternative Investments. Neben Investitionen in Immobilien, Private Equity oder Infrastrukturprojekten kann hier auch der internationale Kunstmarkt Renditemöglichkeiten bieten.

Weltweit belief sich der Wert der Verkäufe auf dem globalen Kunstmarkt im Jahr 2017 auf rund 64 Milliarden Euro und damit in etwa auf dem Niveau von 2016. Dominiert wird das Segment von den drei Märkten USA, China und Großbritannien. Zusammen besitzen sie einen Marktanteil von über 80 Prozent. Deutschland macht hingegen nur zwei Prozent am globalen Kunstmarkt aus. Wenn man es sehr nüchtern und unromantisch formuliert, sind Kunstobjekte letztlich auch Sachwerte, die einen gewissen Inflationsschutz bieten können. Seit Jahren sind sehr vermögende Privatleute auf der Suche nach Möglichkeiten ihr Portfolio zu diversifizieren. So gesehen handelt es sich durchaus, um ein Segment, das zur Beimischung des Portfolios vermögender Privatpersonen oder institutioneller Investoren, herangezogen werden kann.

Hohe Preissteigerungen in der Vergangenheit

Grundsätzlich betrifft die allgemein vorhandene hohe Liquidität auch den Kunstmarkt. In den letzten Jahren waren daher, analog zum Immobilienmarkt, hohe Preissteigerungen möglich. Die entstehen letztlich natürlich auch aus Übertreibungen. Auch in der Finanzkrise waren Investoren, aber auch Künstler davon im negativen Sinne betroffen, da grundsätzlich kein Risikokapital mehr vorhanden war. Künstler, die in dieser Phase Ausstellungen initiierten, konnten fast keine Bilder absetzen und blieben auf den Kosten sitzen. Letztlich handelt es sich um einen Markt mit sehr heterogenen „Anlageobjekten“, bei denen auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielt. Das wirkt sich immer dann ungünstig aus, wenn viele Marktteilnehmer verkaufen wollen oder müssen.

Markt ist sehr heterogen und subjektiv

Es handelt sich in der Regel um ein Investment mit einem langfristigen Wertzuwachs. Kunst zu bewerten ist sehr schwierig. Außerdem ist der Markt sehr heterogen und subjektiv. Mehrere Bilder eines Künstlers, gleicher Größe, aus der gleichen Epoche können völlig unterschiedliche Preise erzielen.

Grundsätzlich sollte ein starkes Eigeninteresse vorhanden sein. Der Anleger, der noch nicht über ein umfassendes Know-How verfügt, sollte sich unbedingt sachkundig beraten lassen und Schwerpunkte setzen. Hier können Galeristen wertvolle Hilfe leisten, die oft auch eine von ihrem Bestand unabhängige Beratungsleistung anbieten. Im gehobenen Preissegment spielen Namen die entscheidende Rolle. Damit erreicht man die höchste Wertsicherheit, wenn man diesen Begriff hier überhaupt verwenden kann.

Abgeschlossene, kunsthistorisch bedeutende Epochen wie Expressionismus und Impressionismus sind praktisch permanent gefragt. Das Interesse der Allgemeinheit ist hier auch recht hoch, wie man beispielsweise in der Ausstellung IMEX in Berlin 2015 feststellen konnte.

Bekannte Namen haben einen hohen Preis

Auch aktuelle Künstler wie Georg Baselitz, Gerhard Richter, Neo Rauch und Anselm Kiefer aus Deutschland stehen seit Jahren sehr hoch im Kurs und können als gutes Investment bezeichnet werden. Diese Namen finden sich stets unter den internationalen Top-Rankings, was erzielte Preis anbelangt und können wohl als die „Blue Chips“ des Kunstmarktes bezeichnet werden.

Jedem Interessenten muss allerdings klar sein, dass er sich hier von vornherein im sehr gehobenen Preissegment bewegt. Wenn man noch berücksichtigt, dass man eine solche Investition eher als Beimischung zu einem breit gestreuten Portfolio mit Aktien, Anleihen und Immobilien sehen sollte, kann es selbst mit einem dreistelligen Millionenvermögen schnell knapp werden.

Einstieg in früher Phase ist preiswerter

Wie bei Aktien können Käufer am Kunstmarkt neben den bekannten Vertretern auch auf aufstrebende Künstler setzen, zu denen bereits gute Rezensionen vorliegen, und auf eine positive Entwicklung hoffen. Hier sind dann Einstiegsmöglichkeiten im Bereich von einigen tausend Euro möglich. Wenn man sich beispielsweise für Neo-Expressionismus interessiert, lohnt ein Blick auf die Werke des Baselitz-Meisterschülers Florian Pelka aus Berlin, dessen Werke über einen längeren Zeitraum regelmäßig gute Kritiken erhielten. Eine Ausstellung seiner neuesten Werke findet Anfang Februar in Berlin statt.

Fonds als Alternative zum direkten Erwerb

Auch für diesen Markt gibt es die Möglichkeit, über Fonds zu investieren. Einige Fonds investieren in bestimmte Regionen, Kunstformen oder Stilrichtungen. Es gibt die Möglichkeit, wie bei Wertpapierfonds Anteile des Fondsvermögens zu erwerben oder direkt einzelne Kunstobjekte, die unter Verschluss bleiben.

Es bleibt aber eine relativ riskante Anlageklasse, da es keine genauen Preisfindungsmechanismen und keine neutrale Kontrollbehörde gibt. Je langfristiger die Orientierung eines solchen Fonds, desto höher sind die Chancen auf eine positive Wertentwicklung. Von Fonds, die von Galeristen oder Auktionshäusern gemanagt werden, ist eher abzuraten, weil Interessenskonflikte entstehen können. Für neue Fonds ist es außerdem schwierig, genügend Kapital einzusammeln, weil ernsthaft interessierte, vermögende Anleger dann doch lieber auf eine langfristige Expertise zurückgreifen. Auch bei diesem Vehikel müssen Anleger damit rechnen, dass Mindestanlagesummen von 250.000 bis 500.000 Euro aufgerufen werden.

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass die Verwaltungskosten höher sind als bei der Verwahrung von Wertpapieren. Hinzu kommen noch die Versicherungskosten für die Kunstobjekte und die Tatsache, dass man es nicht mit wirklich liquiden Märkten zu tun hat. Das macht sich meist dann bemerkbar, wenn man Objekte schnell verkaufen will oder muss. Für die Künstler selbst ist die Arbeit übrigens eher ein Verlustgeschäft. In Berlin reichen bei 80 Prozent die Einkünfte noch nicht einmal aus, um die Kosten der künstlerischen Arbeit zu decken.


Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager bei der Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.