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Was bringt 2019 den Anlegern?

Politische Börsen haben kurze Beine, heißt es. Ob man vier Jahre italienische Staatsverschuldung von 130 Prozent oder zwei Jahre Brexit-Referendum als „kurz“ bezeichnen kann, darf man sicherlich anzweifeln. Aktuelle geopolitische Themen bleiben wahrscheinlich erhalten.

Zwar hat Großbritannien inzwischen ein Statement über eine zukünftige Zusammenarbeit mit der EU eingereicht, das auf europäischer Ebene auch akzeptiert wurde. Allerdings bleiben hier fast alle grundsätzlichen Fragen offen. Außerdem dürfte die Ratifizierung im britischen Parlament zur eigentlichen Zerreißprobe werden.

Die hohe Verschuldungsquote Italiens bleibt uns ebenfalls erhalten. Wegen der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung sind keinerlei Verbesserungen in Sicht. Stattdessen stellt die derzeitige italienische Regierung immer wieder klar, dass europäische Interessen nicht priorisiert werden.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten der demokratischen und republikanischen Partei. An der grundsätzlichen Haltung der USA wird sich daher vermutlich nichts ändern. Auch die internationale Welthandelsorganisation WTO warnt vor zunehmenden Handelsbeschränkungen, die letztlich hinderlich für das Weltwirtschaftswachstum sind.

Konjunkturelle Entwicklung gedämpft

Grundsätzlich ist eine allgemeine konjunkturelle Abschwächung erkennbar, aber kein Crash-Szenario. Die EZB wird wohl im dritten oder vierten Quartal leichte Zinsanpassungen nach oben vornehmen. Die Inflationsraten steigen jetzt schon. Dazu sollte man wissen, dass die Inflation ein Spätindikator ist.

65 Billionen Dollar betragen die weltweiten Bruttoschulden der Staaten. Hier sind Japan mit 238, Griechenland mit 182, Italien mit 132 und Portugal mit 126 Prozent Verschuldungsgrad führend. Gemessen an der absoluten Schuldensumme steht die USA mit 20 Billionen US-Dollar ganz oben. Tendenz steigend. Das erhöhte Zinsniveau und die geringeren Einnahmen durch die Steuerreform von Donald Trump werden dafür sorgen.

Allerdings sind diese Problemfelder mehr oder weniger eingepreist. Kleinere Annäherungen oder Verbesserungen werden daher wohl nur für kurzfristige Kurssteigerungen an den Aktienmärkten sorgen. Daher müssen wir auch im nächsten Jahr mit höheren Volatilitäten rechnen.

Auswirkungen auf das Portfolio

Aktienbestände von mindestens 25 Prozent sollten in fast jedem Portfolio vorhanden sein und Titel mit stabilen Geschäftsmodellen dabei übergewichtet sein. Nachhaltige Ansätze, die auch ökologische Themen berücksichtigen, haben Zukunft. Anleihen dagegen werden auch im nächsten Jahr nur geringe positive Erträge bieten. Trotzdem würde ich kurzfristige Unternehmensanleihen mit festen oder variablen Zinssätzen beimischen. Schwellenländeranleihen und Aktien aus diesem Segment haben 2018 stark verloren. Hier könnte eine Gegenbewegung eintreten. Daher kann diese Anlageklasse wieder aufgebaut werden.

Obwohl ich kein Gold-Fan bin, würde ich Privatanlegern aktuell auch nicht raten, sich von Goldbeständen zu trennen. Europäische Anleger profitieren hier im Moment auch noch etwas vom starken US-Dollar. Seit August dieses Jahres ist auch ein positiver Trend erkennbar.

Value bleibt erste Wahl

Der Value-Ansatz bleibt stets erste Wahl, da man zunächst immer Aktien und Anleihen von Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell, gutem Management und stabilen Erträgen vorziehen sollte. Entsteht ein stabiler, positiver Trend, ist es meist interessant, sogenannte Growth-Titel beizumischen, da hier oft höhere Ertragserwartungen in den Preisen eingearbeitet werden. Hier entsteht aber auch die größere Gefahr bei Abschwüngen, wie man aktuell an amerikanischen Technologiewerten ablesen kann, die in den letzten Wochen, trotz  guter Zahlen, stark an Wert verloren haben.

Oft wird nach sogenannten Geheimtipps oder neuen Megatrends gefragt. Zu bedenken ist hier, dass Erstere mit hohen Risiken verbunden sind und Letztere sich durch sehr lange Laufzeiten auszeichnen. Mit Geheimtipps kann ich nicht dienen, ich bin aber der Auffassung, dass Schwellenländer sich wieder etwas stabilisieren. Zusätzlich bleiben Themen wie Cybersicherheit, weitere Legalisierung von Canabisprodukten, Ökologie und Nachhaltigkeit sowie künstliche Intelligenz spannend, wobei hier auch oft die größten Gefahren, insbesondere bei neuen, kleinen Unternehmen aus den genannten Segmenten lauern.


Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager bei Wellinvest, Pruschke & Kalm GmbH.