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Sehnsucht nach Untergrenze im Rentensystem

Eine Expertenkommission soll über die Zukunft der gesetzlichen Rente nachdenken. Einige Vorschläge dazu kursieren schon unter Experten und in der Politik. Zum Beispiel die Frage, ob es bei dem strengen Äquivalenzprinzip auch in Zukunft bleiben soll.

Im deutschen Rentensystem gilt eine Regel, die in vielen anderen OECD-Staaten nicht in dieser Reinheit zu finden ist. Die spätere Rente richtet sich immer nach der Höhe der insgesamt eingezahlten Beiträge. Wer viel einzahlt, bekommt eine hohe Rente. Wenig Beitrag ergibt wenig Rente. Das war von den Vätern des deutschen Rentensystems von Anfang an so gewollt. Die Einkommenspyramide im Erwerbsleben sollte auch für die Rentenzeit weiter bestehen bleiben.

Das aber führt zu einer Umverteilung von Geringverdienern zu einkommensstarken Versicherten, wandte unlängst Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ein. Er ist mit diesem Veto nicht allein. Auch in Österreich gibt es darüber seit geraumer Zeit eine wissenschaftliche Diskussion. Der Gedanke dahinter: Die Lebenserwartung der Menschen hängt stark von ihrem Einkommen ab. Ärmere sterben früher. Sie beziehen damit auch kürzer Rente. Die Kritiker dieser Auffassung wenden ein, dass es keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung gibt. Doch ein mittelbarer Zusammenhang besteht durchaus. Einkommensschwache Menschen gehen oft auch einem körperlich belastenden Beruf nach und haben eingeschränktere Möglichkeiten, sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

Der Streit unter den Experten wird also noch eine Weile fortdauern. Was aber halten die Versicherten selbst von den im Zuge dieser Diskussion vorgeschlagenen Veränderungen? So könnten zum Beispiel unterdurchschnittlich verdienende Versicherte mit ihren Rentenbeiträgen einen höheren Rentenanspruch erwerben als jene mit einem höheren Einkommen. Als Ausgleich für die kürzere Rentenbezugszeit. Immerhin 38 Prozent der Deutschen wären für eine solche Anpassung im Rentensystem. Das ergab eine Befragung im Rahmen des DIA Deutschland-Trend, den das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) vom Meinungsforschungsinstitut INSA Consulere durchführen ließ.

Jüngere beschäftigen sich seltener damit

Vor allem die 55- bis 64-Jährigen finden eine solche Regelung gut. In dieser Altersgruppe stimmte immerhin fast die Hälfte (49 Prozent) dafür. Je jünger die Befragten waren, desto häufiger machten sie dazu keine Angaben. Damit zeigt sich wieder mal ein Phänomen: Je näher Menschen der Rente kommen, desto mehr machen sie sich Gedanken darüber.

Für die Beibehaltung des derzeit geltenden Äquivalenzprinzips in der gesetzlichen Rentenversicherung spricht sich nur etwas mehr als ein Fünftel der Befragten aus (22 Prozent). Vor allem die Wähler von CDU/CSU und FDP plädieren für die Erhaltung dieses Prinzips. Unter ihnen stimmten jeweils 34 Prozent dafür. Die Wählerschaft von Bündnis 90/Die Grünen hängt am wenigsten am derzeit geltenden Äquivalenzprinzip (17 Prozent dafür). In dieser Gruppe sind die Befürworter einer Höherwertung von Beiträgen der unterdurchschnittlich Verdienenden am zahlreichsten (57 Prozent).

Mehrheit für Mindestrente

Es gäbe aber auch noch eine andere Abfederung nach unten: eine Mindestrente. Auch dieser Vorschlag kursiert in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion. Dazu gibt es eine ziemlich klare Meinung in der Bevölkerung: Zwei Drittel der Deutschen sind für die Einführung einer Mindestrente. Lediglich 14 Prozent sprechen sich klar dagegen aus.

Zustimmung steigt mit dem Alter

Die Zustimmung zur Mindestrente steigt mit dem Alter, wobei sich in allen Altersgruppen eine Mehrheit findet. Während 55 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die Einführung einer solchen Untergrenze in der gesetzlichen Rente befürworten, erhöht sich der Anteil auf 72 Prozent unter den 55- bis 64-Jährigen. Am stärksten treten erwartungsgemäß die rentennahen Jahrgänge für eine solche Regelung ein.

Im Osten Deutschlands sind die Befragten etwas häufiger dafür als im Westen (73 zu 65 Prozent). Auch unter den Wählern aller Parteien ist eine mehrheitliche Zustimmung zu finden. Am höchsten liegt sie unter den Wählern von Bündnis 90/Die Grünen (80 Prozent), am niedrigsten unter den FDP-Wählern (56 Prozent).