Finanzwissen made by Google
Wen fragen Jugendliche vor allem, wenn Sie in Geldangelegenheiten nicht weiter wissen? Google. Das Internet steht bei den Informationsquellen der jungen Generation, die sie für Finanzthemen nutzen, an erster Stelle.
Das ergab die jüngste Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) mit dem Titel „Finanzbildung mit Fundament: Fehlanzeige“. Dazu wurden 517 Personen im Alter von 16 bis 29 Jahren von INSA Consulere im Auftrag des DIA befragt. In den Antworten zeichnete sich ein Spektrum von Quellen ab, die einerseits aktiv aufgesucht werden, von denen andererseits aber auch Informationen etwa im Rahmen der elterlichen Erziehung oder des schulischen Bildungsauftrages zu den Befragten „kommen“.
Über die Hälfte der Befragten nennt das Internet als bevorzugte Informationsquelle. Mit anderen Worten: Sie googeln erst einmal. Nahestehende Ratgeber wie Eltern und Familie sowie Freunde folgen mit jeweils 38 Prozent erst ein ganzes Stück dahinter. Wer erwartet hat, dass vor allem die Schule einen Gutteil des Wissens zu Finanzthemen beisteuert, der sieht sich nach dieser Umfrage enttäuscht. Die Schule rangiert mit 24 Prozent noch nach Fernsehen sowie Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Diese Platzierung im Ranking deckt sich mit Einschätzungen in früheren Umfragen, in denen die Schule in puncto Finanzen eher schlecht wegkam. Abgeschlagen finden sich übrigens auch professionelle Institutionen wie Bankfilialen oder Versicherungsagenturen (22 Prozent), die jedoch noch häufiger genannt werden als unabhängige Informationsstellen wie Verbraucherzentrale oder Mieterbund (16 Prozent).
Ernüchternde Einschätzung der Schule
Geht man von der grundlegenden Bedeutung jener Informationsquellen aus, die im Rahmen von Erziehung und formaler Bildung eine Rolle spielen und damit den Grundstein für Finanzbildung legen (sollten), so ergibt die Beurteilung der Qualität dieser Quellen ein ernüchterndes Bild: Am besten schneiden immerhin Eltern/Familie ab, von denen sich die Hälfte der Befragten gut informiert fühlt. Dahinter rangieren etwa gleichauf Schule (37 Prozent), Lehre/Ausbildung (37 Prozent) und Universität /Fachhochschule (32 Prozent). Wobei die Schule einen unrühmlichen Spitzenwert von über 41 Prozent erreicht bei der Nennung, von welchen Quellen sich die Befragten schlecht informiert fühlen (gegenüber um die 20 Prozent bei den anderen Informationsquellen).
Vorteilhafter sieht es für die Schule beim Kriterium „Vertrauenswürdigkeit“ aus. Hier bekommen Eltern/Familie sowie Schule/Lehre/Universität von knapp drei Vierteln der Befragten ein gutes Zeugnis. Als nicht vertrauenswürdig betrachtet dagegen über die Hälfte der Befragten private Blogs und YouTube. Über drei Viertel der Befragten halten Wikipedia sowie Apps für nicht vertrauenswürdig in Finanzdingen. Jugendliche nutzen also häufig die Angebote im Netz, so richtig trauen wollen sie ihnen aber nicht. Vielleicht sollten die Schulen ins Netz gehen. Dann böten sie dort die Informationen an, wo Jugendliche sie zuallerst suchen, und könnten von ihrem Vertrauensbonus profitieren.
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