Altersvorsorgevermögen: Bewahren statt entsparen
Aussitzen und auf die lange Bank schieben
Planwirtschafter zeigen ihr Vermögen kaum, sie schieben Geldangelegenheiten gern auf die lange Bank. Daher wählen sie auch bevorzugt Produkte mit einer langen Laufzeit aus, die es ihnen ermöglichen, sich dann nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Das Vermögen wird von den Planwirtschaftern nicht angerührt aus Sorge, es könnte dann verschwinden, obwohl sie finanziell durchaus gut ausgestattet sind und sich in der Mehrzahl gut abgesichert fühlen. Planwirtschafter haben ihre Stärke im Aussitzen. Obwohl sie weit vorausdenken, münden ihre Planungen dann doch nur in wenige Entscheidungen, die strukturelle Veränderungen in ihrem Vermögen bewirken könnten.
Hinter Sicherheiten verschanzt
Vertager verschanzen sich hinter Sicherheiten. Statt klarer Entscheidungen wird das Vermögen nur von Tagesgeldkonto zu Tagesgeldkonto verschoben. So wird sichergestellt, dass sich möglichst wenig verändert. Hinter dem Wunsch nach Sicherheit steckt oft die Angst vor Bedrohung und vor Verlusten. Vertager gehen keine Risiken ein und fühlen sich schlecht abgesichert für das Alter. Unter den Vertagern findet sich ein hoher Frauenanteil. Vergleicht man alle sechs Verhaltenstypen, so haben die Vertager die wenigsten Produkte für die Altersvorsorge. Den unterdurchschnittlichen finanziellen Möglichkeiten entsprechend stehen auch kaum größere Ausgaben an.
Aufwändiges Leben und im Alter noch berufstätig
Blender führen, verglichen mit den übrigen Verhaltenstypen, ein aufwändiges Leben, zumindest führen sie es entsprechend vor. Sie wollen so ihre Lebendigkeit auch beim Altern bewahren. Blender haben vor allem Vermögen in Sachwerten, wie zum Beispiel Immobilien. So besitzen sie überdurchschnittlich häufig ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung. Sie sind vergleichsweise wohlhabend und fühlen sich in der überwiegenden Mehrheit sehr gut oder gut für das Alter abgesichert. Sie zeigen eine größere Neigung, sich in finanziellen Angelegenheiten beraten zu lassen und sind zur Finanzierung ihres kostspieligeren Lebensstils oft auch im hohen Alter noch berufstätig, zumindest in Teilzeit.
Vermögen wird hin und her bewegt
Options-Optimisten teilen ihr Vermögen bewusst auf verschiedene Säulen auf und schaffen sich so unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten. Durch die vorhandenen Alternativen strahlen sie Optimismus aus. In einer Form von individuellem Finanzmanagement wird das Vermögen zwischen den Säulen hin und her bewegt. Dabei wird zwischen kurz- und langfristigen Laufzeiten und unterschiedlichen Anlageformen gewechselt. Aber auch dabei besteht das wesentliche Bestreben darin, das Vermögen vor allem zu bewahren. Unter den Options-Optimisten befindet sich ein hoher Männeranteil. Sie sind größtenteils wohlhabend. Finanzentscheidungen werden meist allein getroffen. Options-Optimisten investieren auch in riskantere Anlagen wie zum Beispiel Aktien, fühlen sich in der Mehrheit gut beziehungsweise sehr gut für das Alter abgesichert und orientieren sich auffallend auf höhere Renditen.
Häufig im Besitz einer Immobilie
Renovierer besitzen von allen Befragten am häufigsten eine Immobilie. Sie investieren viel in den Erhalt der Immobilie, aber auch in die eigene körperliche Verfassung. Durch die starke Fokussierung auf Immobilien ist der Zugang zum Vermögen weitgehend „verbaut“. Selbst wenn sie mehr Geld im Alter ausgeben wollten, könnten sie es nicht, weil sich ein großer Teil davon in illiquiden Vermögenswerten befindet. Es ist wenig Barvermögen vorhanden. Auch bei diesem Typ ist der Männeranteil vergleichsweise hoch. Finanzentscheidungen werden allerdings meist gemeinsam mit dem Partner getroffen.
Sozial engagiert und vergleichsweise jung
Neustarter haben einen stärkeren Fokus auch auf immaterielle Werte, Geld wird mitunter weniger wichtig. In neuen Beziehungen, neuen sozialen Kontakten, ehrenamtlichen Aufgaben werden neue Werte gefunden. Sie engagieren sich sozial, weniger finanziell. Unter den Neustartern befindet sich ein hoher Frauenanteil, außerdem sind sie vergleichsweise jung. Allerdings fühlt sich nur ein geringer Teil für das Alter finanziell gut abgesichert. Für Vermögensentscheidungen nutzen sie häufig Freunde und Bekannte als Informationsquelle. Überdurchschnittlich viele Neustarter üben ein Ehrenamt aus. Nach den Options-Optimisten und Blendern fassen die Neustarter im Vergleich noch am häufigsten größere Anschaffungen beziehungsweise Ausgaben ins Auge.
Testament nur selten vorhanden
Trotz fortgeschrittenen Alters ist bei allen Verhaltenstypen eher selten ein Testament vorhanden. Nur 36 Prozent haben eine Nachlassverfügung erstellt. 37 Prozent der Befragten gaben an, sich noch nicht um das Thema „Vererben“ zu kümmern. Die Bereitschaft, Vermögensvorsorge über den Tod hinaus zu betreiben, ist bei den einzelnen Verhaltenstypen ähnlich gering ausgeprägt. Lediglich die Options-Optimisten und die Blender ragen ein klein wenig über den Durchschnitt hinaus. Obwohl das Verhalten darauf hinausläuft, dass erhebliche Teile des Altersvermögens an die folgende Generation weitergegeben werden, trifft die Mehrheit keine Vorsorge dafür, stattdessen wird auf gesetzliche Regelungen gesetzt. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass man sich die Vorstellung bewahren will, es könne ewig so weiter gehen.
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