Auf der Grundlage der Erfahrungen in vier Ländern hat das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) einen Vorschlag für Online-Rentenkonten in Deutschland entworfen. Analysiert wurden mit dem DIA-Dossier Beispiele aus Schweden, den Niederlanden, Australien und Großbritannien. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den vier Ländern im Überblick:
Schweden
- Die Plattform MinPension.se besteht schon seit 2004 und ist im Besitz einer Tochtergesellschaft des Verbands der schwedischen Versicherungsunternehmen Svensk Försäkring. Es handelt sich dabei um eine öffentlich-private Partnerschaft.
- Es besteht keine gesetzliche Verpflichtung bei der Bereitstellung der Informationen. Allerdings gab es seitens des Staates erheblichen informellen Druck. Außerdem wurde vereinbart, dass die privaten Rentenanbieter in Schweden 50 Prozent der Betriebskosten der Website übernehmen müssen.
- 99 Prozent des schwedischen Rentenkapitals werden vom Portal abgedeckt, 55 Prozent der Schweden im erwerbstätigen Alter sind bereits angemeldet.
Niederlande
- Das Portal Mijn Pensioenoverzicht (übersetzt: meine Rentenbescheinigung) wurde im Januar 2011 erstmals online gestellt. Für die Entwicklung und den Betrieb des Portals wurde eigens die Stiftung Pensioenregister gegründet, die von der niederländischen Pensionsfonds- und Versicherungsindustrie finanziert wird.
- Die Informationen werden bei den jeweiligen Anbietern dezentralisiert gespeichert und bei Anmeldung eines Nutzers in Echtzeit aus den unterschiedlichen Datenbanken abgerufen.
- Um dies zu ermöglichen, wurde Ende 2009 ein Gesetz verabschiedet, das die Bereitstellung der Daten und die Kooperation mit dem Betreiber rechtlich verpflichtend macht. Dementsprechend werden aktuell alle staatlichen und betrieblichen Renten vom Portal abgedeckt.
- Bei dem Portal sind derzeit mehr als zehn Millionen Niederländer angemeldet, was beinahe 60 Prozent der gesamten niederländischen Bevölkerung entspricht.
Australien
- Das Portal wird vom australischen Finanzamt angeboten und soll Australiern vor allem die Möglichkeit bieten, unterschiedliche Betriebsrententöpfe zusammenzulegen. Diese Initiative wurde 2013 von der Industrie angestoßen, wobei das Finanzamt als aufsichtführende Institution fungierte.
- Um die Renteninformationen zwischen den relevanten Stakeholdern des Betriebsrentensystems zu übermitteln, wurden technologische Schnittstellen (sogenannte Gateways) entwickelt. Diese werden von acht Anbietern betrieben.
- Die Regierung finanziert den Betrieb des Onlineportals. Die Aufsicht über das Rentensystem wird mit Hilfe einer Finanzaufsichtssteuer von den Rentenanbietern und den Schnittstellenbetreibern finanziert.
- Unter den vier untersuchten Fällen bietet das australische Beispiel mit Abstand die geringste Funktionalität.
Großbritannien
- Es soll bis 2019 ein Online-Informationsangebot für Renten geben. Zunächst wurde 2016 ein Prototypprojekt von der britischen Regierung initiiert.
- Es wird auf einen dezentralisierten Ansatz gesetzt: Das Online-Rentenkonto soll nicht auf einer einzigen Plattform angeboten werden, sondern auf bestehenden Webseiten der verschiedenen Rentenanbieter eingebunden werden. Da auch Versicherer und Banken mit eigenen Apps in dem Projekt involviert sind, ist es gut vorstellbar, dass das Konto auch per Smartphone-App abrufbar sein wird.
- Die Daten sollen nicht zentral gespeichert werden, sondern nach jeder Anmeldung aus den jeweiligen Quellen der Anbieter abgerufen werden.
- Obwohl es bisher noch keine Gesetzgebung gibt, die das Teilen der Rentendaten für die Anbieter verpflichtend macht, wird diese aber aller Voraussicht nach erforderlich sein. Vor allem Akteure des öffentlichen Sektors verlangen diese gesetzliche Verpflichtung.