Eines ist sicher: die Unsicherheit
Der Blick zurück auf das Jahr 2020 bringt die Erkenntnis, dass sich Börsen schnell von großen Krisen erholen können.
Die weltweite Einigkeit über das Rezept zur Bekämpfung der Krise trieb die Börsen sogar auf neue Höchststände. Manch ein Investor hat aus Unsicherheit den Zug verpasst. Hohe Summen liegen deshalb auf unverzinsten Konten.

Wie im Vorjahr wird auch 2021 viel neues Zentralbankgeld für gute Stimmung sorgen. Die Notenbanken werden weiter Liquidität in die Märkte pumpen und die Staatsausgaben zum Nullzins mitfinanzieren. Der Anlagenotstand wird noch größer, denn mittlerweile dürften alle Anleihen mit noch nennenswerter Verzinsung ausgelaufen sein. Der Drang in Sachwerte, also auch Aktien, wird begünstigt. Die Angst vor Inflation könnte den Goldpreis weiter antreiben.
Schleichende Enteignung der Zinsanleger
Die Inflation der Vermögenspreise nehmen Politik und Notenbank in Kauf. Allerdings könnte die ausufernde Geldmenge, die in den USA auf Jahressicht um mehr als ein Drittel angestiegen ist, zum Inflationstreiber werden. Der Nullzins bleibt und beschleunigt die schleichende Enteignung der Zinsanleger.
Traditionelle Altersvorsorge in Gefahr
Nach dem Regierungswechsel in den USA stehen 2021 auch in Deutschland Bundestagswahlen an. Ein größeres Wahlkampfthema dürfte die traditionelle Altersvorsorge hierzulande werden. Sie funktioniert künftig nicht mehr, weil die Zinserträge fehlen. Auch die Immobilienrente ist langfristig nicht mehr sicher. Der demographische Wandel und veränderte politische Rahmenbedingungen werden Spuren am Immobilienmarkt hinterlassen. Dazu binden sich Anleger oftmals mit hohen Summen an einen Standort.
Eine neue Aktienkultur braucht das Land
Es braucht in Deutschland dringender denn je eine neue Aktienkultur. Als Verbraucher vertrauen die Deutschen (überwiegend) den Produkten und Dienstleistungen vieler Unternehmen. Warum nicht auch als Aktionäre? Als solcher wird man ohne viel Vertragswerk Mitinhaber von global agierenden Firmen. Aktionäre lassen ihr Geld für sich arbeiten und profitieren so von der Innovationskraft der Wirtschaft, von der Preismacht marktführender Unternehmen und vom Konsumverhalten anderer. Diesen Vorzug bieten weder Zinspapiere noch Gold oder Immobilien. Da immer Restrisiken in einzelnen Ländern, Branchen und Anlageklassen bleiben, sollten Anleger ihr Vermögen breit streuen und global aufgestellt bleiben. Schließlich ist eines sicher: 2021 wird wieder genug Unvorhergesehenes passieren und auch Unsicherheit herrschen.

Gastautor Gottfried Urban ist Geschäftsführer der Urban & Kollegen Vermögensmanagement in Altötting. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.
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