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Das Risiko „Niedriglohn“ ist ungleich verteilt

Ein Niedriglohn führt in aller Regel zu einer geringen Altersvorsorge, weil zum einen die gesetzliche Rente mager ausfällt und zum anderen wenig Spielraum für zusätzliche Vorsorge vorhanden ist.

Die Risikogruppen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit geringer Löhne sind daher auch besonders von künftiger Altersarmut betroffen.

Geringqualifizierte, junge Arbeitnehmer, Migranten und befristet Beschäftigte gehören nach den Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu den Gruppen, in denen ein besonders hoher Anteil von Niedriglohnempfängern zu finden ist. In Deutschland führen diese Merkmale sogar überdurchschnittlich häufig in den Niedriglohnbereich. Das zeigt eine Momentaufnahme der Niedriglohnbeschäftigung in 17 europäischen Ländern. Danach sind 44 Prozent der Geringqualifizierten, die nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium verfügen, in Deutschland im Niedriglohnsektor beschäftigt. Das ist deutlich mehr als zum Beispiel in Frankreich (18,8 Prozent) oder in Italien (15,3 Prozent). Jedoch sind nur 18 Prozent aller deutschen Niedriglohnbezieher gering qualifiziert. Das liegt nach Einschätzung des IAB daran, dass es hierzulande wenig Geringqualifizierte gibt.

Das IAB zieht aber zugleich einen bedenklichen Umkehrschluss: Vier von fünf Geringverdienern haben eine abgeschlossene Berufsausbildung und bekommen dennoch nur einen Niedriglohn. Offen müsse bei dieser Einschätzung allerdings bleiben, ob sie auch qualifikationsadäquat beschäftigt sind. Hoch fällt nach den Auswertungen des IAB auch der Anteil der Niedriglohnbezieher in der Gruppe der unter 30-Jährigen aus. In Deutschland beträgt die Niedriglohnquote in dieser Altersgruppe immerhin 36,4 Prozent. Eine im Durchschnitt ungünstige Lohnposition haben neben den Berufseinsteigern auch Migranten und befristet Beschäftigte. Von Letzteren arbeitet  in Deutschland rund die Hälfte unterhalb der Niedriglohnschwelle. In Großbritannien ist die Quote mit 22 Prozent dagegen kaum höher als in der Gesamtheit der Beschäftigten. Das könne damit erklärt werden, so das IAB, das dort die Abgrenzung zwischen Befristung und Festanstellung weniger ausgeprägt ist, weil auch unbefristet Beschäftigte einen geringen Kündigungsschutz haben.

Auch Kerngruppen des Arbeitsmarktes sind betroffen

Vom Niedriglohn können selbst die Kerngruppen des Arbeitsmarktes betroffen sein. So hat das IAB sich jene Arbeitnehmer angeschaut, die eine Kombination „günstiger“ Merkmale aufweisen: männlich, unbefristet vollzeitbeschäftigt in einem Betrieb mit mehr als 50 Arbeitnehmern, inländische Staatsangehörigkeit, abgeschlossene Berufsausbildung, mindestens 30 Jahre alt. Bei dieser Gruppe sollte die Niedriglohnquote eigentlich deutlich niedriger sein als im Durchschnitt des Landes. Diese Erwartungen wurden durch die Untersuchungen bestätigt. Diese Gruppe stellt in allen Ländern nur eine Minderheit unter den Geringverdienern, schreibt das IAB. Aber in Deutschland sind die Vergütungen selbst in dieser Gruppe stärker differenziert, was zu einer vergleichsweise höheren Niedriglohnquote führt.


Kurzbericht 15/2013 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, „Deutsche Geringverdiener im europäischen Vergleich“, Datengrundlage: „Survey on Income and Living Conditions“ (EU-SILC)